23. - 25.7.2004
Am letzten Wochenende im Juli luden die Funkamateure in und um Regensburg zum 3. Regensburger QRP- und Selbstbau- und Jugendtreffen ein, das wieder als Open-Air auf der großen Wiese eines ehemaligen Fußballplatzes auf dem Adlersberg in der Nähe von Regensburg stattfandt.
Bereits am Freitagnachmittag bauten der harte Kern von U13 und die Jugendgruppe des VFDB von Z16 die wichtigsten und größten Zelte auf, darunter das immer wieder gern angesteuerte Küchenzelt mit den 3 Kühlschränken für die diversen gutgekühlten Flüssigkeiten.
Die großen Zelte wurden dankenswerterweise vom DRK zur Verfügung gestellt, sodass man sich nicht in kleine Zelte oder den für alle Fälle bereitstehenden Saal des nahegelegenen Gasthofs zwängen musste.
Ich nutzte eine Mitfahrgelegenheit bei Peter Zenker, DL2FI, und Nikolai Zenker, DL7NIK, und traf mit ihnen aus Berlin kommend am frühen Abend auf dem Berg ein.
Da ja ohnehin einige OMs schon auf dem Platz waren, hatte man für 20 Uhr zu einer kurzen OV-Versammlung eingeladen und uns weit Gereiste dabei als Gäste natürlich nicht vergessen.
Auch als die Versammlung schon längst beendet war, konnte man noch an mehreren Stellen muntere Grüppchen in Gesprächen rund um den Amateurfunk vertieft sehen, die sich zum Teil erst weit nach Mitternacht zerstreuten.
Zusammen mit den Funkamateuren und ihren Angehörigen, die nicht über Nacht auf dem Platz geblieben waren oder die nur zum Hauptveranstaltungstag kommen wollten, kamen am Samstag auch 2 Jugendgruppen.
Ich hatte anfangs den Eindruck, dass sich beide Seiten (nein, nicht die Jugendlichen untereinander) erst einmal ansahen und sich fragten, ob man denn hier richtig sei und was man mit dem Gegenüber denn anfangen sollte.
Das gab sich jedoch recht schnell und so blickten auch einige vorher etwas distanziert dreinschauende OMs den Jugendlichen interessiert bei ihren Tätigkeiten über die Schultern, oder suchten sich selbst eine ähnliche Beschäftigung - doch davon später noch eine kleine Episode.
Die Veranstalter hatten in ihrer Einladung dazu aufgefordert, eigene Geräte und Antennen mitzubringen, da genügend Platz für Antennenexperimente zur Verfügung stand.
Mensch, so viele verschiedene Transceiver in allen Größen und für alle möglichen Frequenzbereiche habe ich schon lange nicht mehr an einem Ort versammelt gesehen.
Und erst die Antennen - von der Parabolantenne bis zur 160-m-Loop war alles dabei!
Viele der über Nacht auf dem Platz gebliebenen Funkamateure waren mit Wohnwagen oder Auto oder Fahrrad und Zelt angereist.
Und so wurden die jeweils vorhandenen Unterkünfte noch zum portablen Shack umfunktioniert.
Die am Samstag eintreffenden Funker vergrößerten den Antennen- und Gerätewald noch einmal beträchtlich.
Um den Nicht-Funkern einen möglichst umfassenden Einblick in unser Hobby zu ermöglichen, standen neben den sich spontan um Geräte und Antennen bildenden Gruppen und einigen geplanten Vorträgen auch 3 weitere Betätigungsfelder zur Verfügung.
Eine Attraktion war der Bau einer kleinen Schaltung auf einem mit Reißzwecken versehenen Holzbrettchen.
Durch diese Technik kann man getrost etwas auf den Lötstellen herumbraten, ohne dass sich Leiterbahnen ablösen.
Außerdem sind die Lötstellen schön groß und daher gut für Einsteiger geeignet.
Etwas suchen, wenn man es zwar hört aber nicht sieht, kann zur Herausforderung werden.
Das stellten schnell auch die vielen Begeisterten der über den ganzen Tag verteilt stattfindenden Fuchsjagden fest.
Einige Fuchsjäger versteckten im Laufe des Tages den Fuchs sogar einmal selbst neu, um so den anderen einen neuen Anreiz zur Suche zu geben.
Auch die Älteren ließen es sich nicht nehmen, ihr Geschick beim Aufspüren des Senders zu beweisen.
So leicht wie man sich dies vorstellte, war es aber zum Teil nicht.
Sogar Helmut Ulrich, DH5RQ, der OVV von U13 schnappte sich einen Peilempfänger für 80 m und sauste dem Fuchs hinterher - und fand ihn auch.
An Heinz Riedl, DL3RAD, der den Anlaufpunkt für Fragen rund um die Fuchsjagd bildete, wurde von den Pfadfindern in der gerade vergangenen Woche nach dem Treffen schon der Wunsch nach einer Neuauflage dieses Events herangetragen - eventuell sogar mit einem sich bewegenden Fuchs, da ihnen dies noch eine Erhöhung des Schwierigkeitsgrads verspricht.
Hinter dem Bastelzelt war eine vollständige Kurzwellenstation aufgebaut.
Dort war es allen Interessierten möglich, unter dem Clubstationsrufzeichen oder Ausbildungsrufzeichen Verbindungen herzustellen.
Die anfängliche Scheu vor dem unsichtbaren QSO-Partner am anderen Ende der drahtlos überwundenen Stecke verschwand aber schnell, sodass am Ende das Mikrofon von Hand zu Hand wanderte, um auch eine Frage loswerden zu können.
Plötzlich waren entweder mehr Fuchsjäger unterwegs oder die Kurzwellenstation stärker besetzt oder alles gleichzeitig - jedenfalls fehlte jemand als helfende Hand beim Löten.
So fragte man mich, ob ich mich den dafür bereit erklären würde, ein wachsames Auge auf die immer noch Aktiven im Bastelzelt zu werfen.
Klar, warum nicht!
Ich höre schon einige sagen, dass so etwas doch nur die eigene kostbare Zeit verplämpert und einem selbst nichts bringt.
Daher kann ich Zweiflern nur raten, sich einmal unbefangen auf so etwas einzulassen.
Die Energie für die eigenen Aktivitäten im Hobby kann man gerade bei solchen und ähnlichen Aktionen sammeln.
Wenn Sie selbst gesehen hätten, mit welcher Begeisterung die Leute dabei waren, so könnten Sie erahnen, dass man selbst nur dabei gewinnen kann.
Nach so einem Wochenende bringt man dann auch den Elan auf, die nächste Bauetappe für den schon längere Zeit unbeachtet zu Hause liegenden, halbfertigen Transceiver anzugehen.
Und Arbeit im eigentlichen Sinn war es auch nicht - der Spaß war auf beiden Seiten.
Wenn Sie denken, dass solche Basteleien nur etwas für Kinder und Jugendliche sind, so haben Sie sich getäuscht.
Als die beiden Jugendgruppen das Zelt verlassen hatten, sah ich mit eigenen Augen einen OM aus den übrig gelassenen Bauelementen einen Summer zusammenbauen.
Beim ersten Anlauf funktionierte es jedoch nicht, sodass auf dem Weg zum Erfolgserlebnis noch eine Fehlersuche zwischengeschoben werden musste.
Zu seiner Ehrenrettung möchte ich anführen, dass kein Holzbrettchen mit Reißzwecken mehr übrig war und er daher die Schaltung zuerst auf einem dicken Pappstück und im zweiten Versuch frei verdrahtet aufbaute.
Ein breites Grinsen verbreitete sich auf seinem Gesicht, als nach dem Knopfdrücken endlich der erhoffte Piepser zu hören war.
Als wir (Funkamateure, Pfadfinder, Sympatisanten) am Samstagabend um das Lagerfeuer herum mit Gitarren und Akkordeon beisammensaßen, fragte einer der Pfadfinder, ob wir den an diesem Wochenende nun genügend QSOs verbuchen konnten.
Erstaunt war er über die Antwort, dass die erreichten Stationen und Länder eher nebensächlich sind.
Der gemeinsame Spaß daran, sich mit Freunden austauschen zu können, ist oft mehr Wert als das prall gefüllteste Logbuch.
Zum Glück spielte das Wetter mit, sodass es nicht störte, beim Löten zum Teil im Freien zu sitzen.
Etwas Lernen zu müssen, wirkt für viele
Jugendliche (und nicht nur für diese) eher abschreckend.
Macht man sie jedoch mit den am Ende winkenden Ergebnissen vertraut, so steigt schnell das Interesse.
Die meisten Akteure hatten zum ersten Mal einen Lötkolben und die eher klein wirkenden Bauteile in der Hand.
Doch trotz den zum Teil recht beängstigend geringen Entfernungen zu den Lötkolbenspitzen traten durch das konzentrierte Arbeiten keine Unfälle auf.
Eine Schaltung ohne allzu großes Nachdenken einfach mal so nebenbei
aufzubauen kann ja nahezu jeder - die Funktion der einzelnen Bauteile auch zu verstehen und den Entstehungsweg der Schaltung zu erkennen, brachte den Kick.
Eine Zange zum Festhalten der einzulötenden Bauteile ist oft schlecht zu handhaben.
Da musste es das eine oder andere mal auch schon ohne gehen.
Bange Frage: Ist der Draht schon weit genug abgekühlt?
Mal anfassen.
Schnelle Antwort: Autsch - fast.
Mit dem Vorurteil, dass das weibliche Geschlecht nichts von Technik versteht, sollte man(n) nach einem Blick auf dieses Bild entgültig Schluss machen.
Und die weiblichen Teams waren in der Regel schneller, da sie weniger Fehler machten.
Am meisten haben mich
diese beiden jungen Damen überrascht.
Ihre Schaltung war ein simpler Multivibrator mit Piepser und eigentlich "nur" dafür vorgesehen, beim Druck auf den Taster einen lauten Ton von sich zu geben.
Am Ende konnten sie ihre Schaltung dank zweier zusätzlicher Leuchtdioden sowohl für die akustische auch für die optische Kommunikation verwenden.
Irgendwann entwickelte die Fuchsjagd eine nicht geahnte Eigendynamik.
Diejenigen, die eben gerade erst selbst den Fuchs aufgespührt hatten, erklärten denjenigen, die bisher auf diesen Spaß verzichtet hatten, die Funktion der Peilempfänger.
Doch auch etwas abseits des Getümmels fand sich auf der grünen Wiese immer wieder die eine oder andere
Stelle zum Fachsimpeln oder zum Vorstellen von eigenen Geräten sowie besonderen Konstruktionen von Antennen, die man anschließend auch gleich noch an zum Teil exponierten Stellen ausprobieren konnte.
Da ein eher zwangloser Charakter das Treffen bestimmte, boten sich als willkommene Ergänzung zu den Vorträgen überall auf dem Gelände Gelegenheiten, große und kleine Stationsausrüstungen
(hier HaJo Brandt, DJ1ZB, an seiner Station vor dem Zelt) zu bestaunen, neues zu lernen und Erfahrungen auszutauschen.
HaJo befriedigte in einem der großen Zelte auch den Wissensdurst derjenigen, die etwas über Sender und Empfänger mit minimaler Bauteilanzahl erfahren wollten.
Peter, DL2FI, kramte am Nachmittag neben vielen anderen auch für den Amateurfunk nutzbaren Dingen endlich den für seinen Vortrag benötigten Ringkern aus der Hosentasche hervor,
sodass die Vorstellung eines bis zu diesem Zeitpunkt in Deutschland weitestgehend nicht bekannten
Antennentyps auf dem Platz zwischen den Zelten beginnen konnte.
Die ohne allzu große Abgleich- und Messarbeiten erreichbaren Ergebnisse brachten viele der dicht herumstehenden Zuhörer zum Staunen.
Dabei ist die Antenne besonders für solche Leute gedacht, die keine hohen Punkte zum Abspannen nutzen können und die trotzdem eine vertikale Halbwellenantenne ausprobieren wollen.
Sie trägt den Namen C-Pol und erfordert nur einen kurzen Mast und wenig Zusatzmaterial.
Einige der hier zu sehenden Bilder sandte mir Dieter, DL1RDB, zu.
Sie entstanden in den Zeiten, in denen ich vor lauter Aktion nicht zum Fotoapparat greifen konnte oder wollte.
Ein großes Dankeschön möchte ich an den OV Regensburg U13 im DARC e.V., den OV Regensburg Z16 im VFDB e.V. sowie an Dieter Bieder, DL1RDB, als zentralen Punkt und seine Harmonischen senden, ohne deren gemeinsame Organisation und tatkräftige Hilfe so ein gelungenes Treffen nicht möglich geworden wäre.
Die DXer fragen ja immer am Ende einer DXpedition: Where do we go next?
Da kann ich als begeisterter QRPer nur antworten:
Im nächsten Jahr hoffentlich wieder auf den Adlersberg!